Kuba beherbergt eine hohe Anzahl an Pflanzenarten, darunter Bryophyten, die in den pflanzengeographischen Regionen Kubas (West-, Zentral- und Ostkuba) unterschiedlich verbreitet sind. Vor allem in den Nebel- und Regenwäldern der Gebirgszonen Ostkubas ist wegen der optimalen natürlichen und ökologischen Bedingungen für die Ansiedlung in den dort entstandenen Lebensräumen mit einer hohen Diversität von Moosen zu rechnen.
Schätzungsweise sind ca. 1000 Moostaxa im gesamten kubanischen Gebiet zum gegenwärtigen Zeitpunkt bekannt. Unter den beblätterten Lebermoosen gelten die Lejeuneaceen als artenreichste Lebermoosfamilie innerhalb des kubanischen Gebiets. Diese sind vor allem epiphytisch (darunter Epiphyllen), aber es gibt auch terrestrische Arten. Obwohl diverse Arbeiten über die Lejeuneaceen auf der kubanischen Inselgruppe bereits vorliegen, mangelt es noch an einer vollständigen floristischen sowie taxonomischen Bearbeitung vieler Gattungen, sodass Neufunde und unbeschriebene Arten weiterhin zu erwarten sind. Weitere Lebermoosgruppen, die ebenfalls mehr Aufmerksamkeit geschenkt bekommen sollten, sind die bisher in geringem Maße erforschten bzw. praktisch völlig unerforschten kubanischen Vertreter von Bazzania, Frullania, Plagiochila, Riccardia, u.a.
Mit dem Meisterwerk von Dr. Pablo Duarte, nämlich „Musgos de Cuba” (Die Laubmoose Kubas) ist die kubanische Muscologie im Vergleich zu der vieler anderen Länder Lateinamerikas weit fortgeschritten, obwohl das Werk, das eigentlich erst 20 Jahre später nach seiner Endbearbeitung im Jahre 1997 publiziert werden konnte, viele Taxonnamen enthält, die heutzutage synonymisiert wurden. Angesichts der erwähnten hohen Biodiversität und der fehlenden floristischen Untersuchungen sind ebenso weitere, noch nicht für Kuba erfasste Arten zu erwarten.
Ende der 60er und in den 70er Jahren wurden im Rahmen des Flora de la República de Cuba-Projektes zahlreiche Moosbelege in Kuba gesammelt, die, bislang unbestimmt, Bestandteil der Sammlungen des Herbariums Haussknecht (JE) sind. Im Zentrum meiner Doktorarbeit steht diese unbearbeitete Moossammlung. Ziel ist es, die Moosbelege im ersten Schritt zu bestimmen und mit den sich daraus ergebenden Daten eine floristische Untersuchung mit Schwerpunkt auf der Taxonomie und Biogeographie der kubanischen Laub- und Lebermoossippen durchzuführen. Zudem dient diese Studie dazu, einen Blick in die bryologische Geschichte Kubas von vor etwa 50 Jahren zu geben. Bereits begonnen wurde mit einer monographischen Bearbeitung der Gattung Frullania für Kuba, aufbauend auf den in JE vorliegenden unbestimmten Frullania-Belegen aus unterschiedlichen Regionen des karibischen Landes, die künftig veröffentlicht werden soll.
Ergänzend sollen Herbarien in Ungarn und in Kuba für die Untersuchung weiterer kubanischer Moosbelege besucht sowie Sammelreisen durch das Land durchgeführt werden, um neue Erkenntnisse über die Moosflora und die aktuelle Verbreitung der Arten in Kuba zu liefern, diese mit dem vorhandenen Kenntnisstand zu vergleichen und diesen zu erweitern.